Im August laden wir zu zwei Vorträgen gegen Antisemitismus ein, die sich mit antisemitischen Vorfällen im Kulturbetrieb sowie mit dem gesellschaftlichen Kampf gegen Antisemitismus auseinandersetzen.
18. August 2022 — 18.30 Uhr
Antisemitismus als Kulturgut. Über Strategien der Verharmlosung im künstlerischen Betrieb
Vortrag und Diskussion mit Tom Uhlig
Antisemitismus hat im Kulturbetrieb andere Ausdrucksmöglichkeiten als in anderen Sphären der Gesellschaft. Von Fassbinders Stück »Der Müll, die Stadt und der Tod« über Günther Grass Gedicht »Was gesagt werden muss« zu antisemitischen Darstellungen auf der Documenta, kann sich die Feindschaft gegen Jüdinnen und Juden auf den doppelten Boden verlassen, die ihr die künstlerische Verbrämung bietet. Anstatt, dass über die dort aufgerufenen Bilder von »reichen Juden« oder dem Israel als »Gefährdung des Weltfriedens« diskutiert wird, forciert der Kulturbetrieb eine Verschiebung hin zum debattenförmigen Gerede über Kunstfreiheit. Der wirkmächtigste Versuch einer solchen Verschiebung jüngerer Geschichte war wohl die Initiative Weltoffenheit GG 5.3 – ein beispielloser Zusammenschluss von Kulturgiganten, die lamentierten, der Bundestagsbeschluss gegen die antisemitische Boykottbewegung BDS würde ihre Arbeit erheblich einschränken. In dem Vortrag wird ein Streifzug durch die jüngeren Debatten um Antisemitismus im Kulturbetrieb unternommen und danach gefragt, was die Verharmlosung von Antisemitismus dort eigentlich so attraktiv macht.
Tom Uhlig ist politischer Referent in Frankfurt sowie Mitherausgeber der Zeitschrift für psychoanalytische Sozialpsychologie »Freie Assoziation« und der Zeitschrift »Psychologie & Gesellschaftskritik«.
29. August 2022 — 18.30 Uhr
Ehrensache. Kämpfen gegen Judenhass
Lesung und Diskussion mit Burak Yilmaz
»Der Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus beginnt im eigenen Kopf«, sagt Burak Yilmaz. Er wächst in Duisburg auf, postmigrantisch. Sein Bildungsweg – katholisches Elitegymnasium, Koranschule, Universität – durchkreuzt Milieus, seine Arbeit gefährliche Überzeugungen: Als Reaktion auf den Antisemitismus in seinem Jugendzentrum organisiert er Fahrten nach Auschwitz mit muslimischen Teenagern. Ein Explosionsgemisch aus Schmerz, Enttäuschung, Zugehörigkeit entsteht. Das Buch »Ehrensache. Kämpfen gegen Judenhass« ist ein Zeugnis gegen den Hass, ein einzigartiger Lebensbericht und der dringend nötige Vorstoß an einen neuralgischen Punkt der deutschen Öffentlichkeit.
Burak Yilmaz lebt als selbstständiger Pädagoge in seiner Heimatstadt Duisburg. Er initiierte u.a. das Projekt »Junge Muslime in Auschwitz« und leitet die Theatergruppe »Die Blickwandler«. Für sein vielfältiges Engagement gegen Antisemitismus und für eine inklusive Erinnerungskultur bekam er das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Veranstaltungsort:
Jüdische Gemeinde Dortmund
Prinz-Friedrich-Karl-Straße 9, 44135 Dortmund
Wolfgang-Polak-Saal
Der Eintritt ist frei. Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich.
Per Mail unter kontakt@adira-nrw.de oder telefonisch unter 0231 – 55 74 72 51
Die Veranstaltungen werden durch die Partnerschaft für Demokratie Dortmund im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie Leben! gefördert.