Pressemitteilung: Altersarmut von im Nationalsozialismus verfolgten Jüdinnen:Juden und ihren Nachkommen endlich ernst nehmen und bekämpfen

Gemeinsame Pressemitteilung der verbandsübergreifenden Antidiskriminierungsarbeit der Freien Wohlfahrtspflege NRW und des Kompetenzverbunds Antisemitismus: Altersarmut von im Nationalsozialismus verfolgten Jüdinnen:Juden und ihren Nachkommen endlich ernst nehmen und bekämpfen.

Am heutigen internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust fordert das Netzwerk der Antidiskriminierungsarbeit der Freien Wohlfahrtspflege NRW, die Altersarmut von im Nationalsozialismus verfolgten Jüdinnen:Juden und ihren Nachkommen zu bekämpfen. Konkrete Hilfe von Seiten der Politik bliebe bis heute verwehrt, mahnt Clemens Hötzel, Sprecher des Kompetenzverbundes Antisemitismus im Netzwerk an.

Weltweit wird am 27. Januar an die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee im Jahr 1945 erinnert. Das Netzwerk der Antidiskriminierungsarbeit NRW zeigt gleichzeitig die aktuellen Bezüge und Kontinuitäten von Antisemitismus auf, wie sie beispielsweise bei Querdenken-Demos sichtbar werden. „Wir verurteilen die Instrumentalisierung und Verzerrung der Geschichte durch verschwörungsideologische Milieus, welche das Leid der in der Shoah verfolgten und ermordeten Jüdinnen:Juden bagatellisieren und verhöhnen“, heißt es in einem Statement des Kompetenzverbundes Antisemitismus, der mit seiner Expertise zu Aufklärung und Bildung in der Gesellschaft beitragen will.

Vor dem Hintergrund dieser aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen sei die von der Öffentlichkeit kaum beachtete Kontinuität der Altersarmut unter 70.000 jüdischen Zuwanderer:innen ein „unhaltbarer Missstand“, so Clemens Hötzel. Viele von ihnen seien Holocaust-Überlebende, die schwerstes Leid durch das NS-Regime erfahren hätten und denen konkrete Hilfe vonseiten der Politik noch immer verwehrt bliebe. Es gehe nicht allein um eine sozialpolitische Maßnahme zur Linderung der strukturellen Altersarmut unter Jüdinnen:Juden, sondern auch um Anerkennung der Lebensleistungen und Gerechtigkeit durch Gleichbehandlung. „Die Zeit drängt: Menschen sterben, die anspruchsberechtigt sind, während eine Verbesserung der Situation weiterhin nicht in Sicht ist“, beschreibt Clemens Hötzel die Situation.

Altersarmut sei dabei eine von vielen Benachteiligungen und Gefahren im Leben von Jüdinnen:Juden in Deutschland. Beleidigungen auf dem Schulhof, Sprüche im Arbeitsalltag und in der Nachbarschaft sowie schwere Gewalttaten wie der vereitelte Anschlag auf die Synagoge in Ha-gen an Jom Kippur im letzten Jahr zeigen, dass Antisemitismus in allen gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Milieus benannt und bekämpft werden müsse. Für Betroffene von Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung bieten die „Servicestellen für Antidiskriminierungsarbeit NRW“ Beratung und Präventionsarbeit an. Die Beratungsstellen SABRA in Düsseldorf und ADIRA in Dortmund arbeiten schwerpunktmäßig zu Antisemitismus.